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KURZGESCHICHTEN

Substantiv, feminin [die]

LITERATURWISSENSCHAFT

  1. Form der erzählenden Dichtung, bei der eine [alltägliche] Begebenheit knapp berichtet wird, die Personen nur skizziert werden und der Schluss meist eine Pointe enthält

 

 

Was im Journalismus keinen Platz hat, findet in Geschichten Platz. Als kreativen Ausgleich zur journalistischen Arbeit habe ich im Dezember 2018 eine eigene Webseite mit Kurzgeschichten ins Leben gerufen. Da "Kurzgeschichten" aber ziemlich langweilig klingt, habe ich ein eigenes Konzept entwickelt:

1000-Wort-Geschichten

Substantiv, feminin [die]

LITERATURWISSENSCHAFT

  1. Form der erzählenden Dichtung, bei der eine [alltägliche] Begebenheit in 1.000 Wörtern berichtet wird. Der/Die Leser*in kann so genau abschätzen, wie lange er/sie zum Lesen braucht: in etwa fünf Minuten, eine Tasse Kaffee oder eine Zigarette

Mit der Zeit sind viele dieser 1000-Wort-Geschichten entstanden und das Konzept kommt gut an!

2019 haben Seitenbesucher*innen nach jeder Geschichte im Schnitt noch 8 weitere gelesen.
 

 


Also probier es doch einfach mal aus

Beispiel lesen:

~ Und auf der Erde begann es zu regnen ~

„Getose, Sausen, Lärm und ein Lichtstrahl, wie es ihn nie zuvor gab.“ Mit Feuer in den Augen erzählte der große rote Feuerball seinen neun Schülern von der ersten aller Stunden. „Nie gab es so viel Energie, die an einem Ort zusammentraf. So, meine lieben Schüler, so entstand ich vor vielen Millionen Jahren.“ Die Schüler konnten es kaum fassen. „Aber Herr Lorenz, was gab es denn vor dir?“ Die warme Stimme ertönte erneut.

„Nichts! Schließt eure Augen, Kinder.“ So taten es die neun Schüler, brav und gehorsam. Auch die Sonne kniff die Augen zusammen und ihre Oberfläche begann zu beben. Immer heller und heller erleuchtete sie und umschloss die neun Zöglinge mit Wärme. „Nun, macht die Augen wieder auf!“ Die Schüler waren geblendet vom grellen Schein. Sie kniffen die Augen zusammen und staunten. „Soo hell leuchtete ich. Doch mit der Zeit lernte ich, wie ich meine Kräfte einsetzen musste.“ Herr Lorenz holte tief Luft und atmete ruhig aus. Sein Feuer wurde immer schwächer. Mit tiefer Stimme erzählte er: „Mit der Zeit lernte ich, ruhig zu sein. Nur so konnte ich mich konzentrieren und euch erschaffen. In euch, meine Kleinen, habe ich all‘ meine Eigenschaften vereint.“

Wieder staunten die Schüler. „Herr Lorenz, wir sehen doch gar nicht aus wie du!“ erwiderte einer von ihnen und blickte traurig auf seine nackte, kalte Außenschale. „Richtig, Pluto. Du siehst nicht aus wie ich, aber dir habe ich meinen starken Willen vermacht. An dir wird man zweifeln, dir sagen du gehörst nicht zu den anderen. Dabei sollst du bis an den äußersten Rand unserer Welt reisen.“ Der kleine Planet schaute immer noch ein wenig besorgt. „Nun mach dir keine Sorgen, Pluto. Du wirst sehen, es wird immer jemanden geben, der zu dir hält. Pionier wirst du sein!“

Aufgeregt huschte ein anderer Schüler an Pluto vorbei und rief „Und ich? Und ich? Ich bin der Schnellste von allen. Ich kann Pluto helfen beim Pionier-sein.“ Der große Sonnenball runzelte die Stirn. „Ruhig. Ruhig, Merkur. Du musst an Pluto glauben. Ihr alle müsst aneinander glauben. Du magst der schnellste von allen sein, aber dir wird es schwer fallen, Ruhe zu bewahren. Du musst in meiner Nähe bleiben. Wenn ich für alle Planeten eine Botschaft habe, musst du sie überbringen.“ Besonnen blickte Merkur auf seinen Lehrer. „Ich verspreche es dir!“, versicherte der feurige Planet seinem Lehrer.

„Saturn, Jupiter?“ Die zwei größten Planeten drehten ihre behäbigen Körper in Richtung Sonnenkugel. Ein tiefes Grollen durchdrang die Gruppe „Jaa, Heeerr Leeehrer.“ Herr Lorenz rieb sich die Ohren. „Seht euch an, wie groß ihr geworden seid.“ Die Gruppe sah den Stolz in den Augen des Lehrers. „Ihr seid größer als alle anderen, denn ihr seid Gasriesen.“ Wie ein Blitz huschte der rasende Merkur mitten durch die zwei Planeten hindurch.“ Die Gruppe Schüler lachte laut und auch Herr Lorenz kicherte. „Saturn, dir wird eine besondere Ehre zu Teil.“

Wie aus dem Nichts formte sich ein Kranz aus Gestein um den schüchternen Planeten. Für einen Moment wusste Saturn nicht ganz, wie ihm geschah. Erst, als er die Bewunderung in den Augen seiner Mitschüler sah, wusste er: Er war etwas Besonderes. „W-w-weeelche Eeehre, Heerr Loorenz?“, stotterte er. „Mit deiner Krone wirst du zum Prinzen. Jeder, der auf unser Sonnensystem blickt, wird zuerst dich sehen und er wird von deiner Schönheit schwärmen.“ Sich einmal um die eigene Achse drehend bestaunte Saturn sein Schmuckgeschenk. „Siee ist wuuunderschööön.“

„Das ist unfair!“, monierte ein nächster Schüler. Seine Stimme klang bitterkalt. Es war Neptun. Neptuns Herz war kalt, kälter als der dunkelste Ort im Universum. Beschämt blickte der Lehrer auf den Eisplaneten. „Auch du wirst lernen, dass Neid nie zu etwas Gutem führt. Ich musste diese Erfahrung selbst einmal lernen. Aus diesem Grund habe ich dich erschaffen, Neptun. Du musst diese schwere Lektion lernen, dann bist du auch du voller Wärme und Schönheit.“ Böse blickte Neptun auf seinen Lehrer, traute sich aber nicht, dessen Worte zu erwidern. „Arbeite an dir, lieber Neptun. Und auch du wirst strahlen.“

„Uranus, Mars und Venus. Euch kommt keine besondere Aufgabe zu Teil. Aber seid nicht traurig. Denn es gibt Stunden, in denen wird auch das Normale, das Profane, wichtig. Ein Feuer, das stets so stark lodert, wie es kann, wird nicht lange brennen. Lärm muss Stille folgen, sonst gibt es kein Gleichgewicht. Ohne euch brauchen wir unsere Reise nicht antreten. Wird Pluto einmal müde, wird er bei euch ruhen. Fällt Neptun in seine alten Tugenden zurück, wird er an euch Halt finden. Kommt Merkur einmal zu Fall, fangt ihr ihn auf.“ Die drei Planeten nickten und der schlauste von ihnen sagte: „Wir sind … wie Urlaub!“ „Ganz genau, Mars.“ Der rote Planet strahlte vor Freude. „Kann ich mich auf dich verlassen, Mars?“ Die Sonne wurde plötzlich ernst. Entschlossen nickte der schlaue Gesteinsplanet. „Dafür danke ich dir, denn vielleicht muss ich dir eines Tages eine besondere Aufgabe erteilen. Sie wird nicht einfach sein, aber du wirst sie meistern, wenn deine Zeit gekommen ist.“

„Und nun“, der weise Lehrer schob alle Planeten zur Seite, bis nur noch ein einziger vor ihm stand. „Nun zu dir, liebe Erde.“ Behutsam legte Herr Lorenz seine warme Hand auf den blauen Planeten. Die Schüler sahen, wie weißer Dampf an den lodernden Handflächen emporstieg. Wie ein Schleier legte er sich über die Länder und Meere der Erde nieder und es erschienen grelle Lichtblitze auf der rauen Oberfläche.

„Dir habe ich ein besonderes Geschenk gemacht.“ Zitternd fragte die Erde, der die heißen Blitze auf der Oberfläche brannten, was dieses Geschenk sei. „Dir habe ich Leben geschenkt. Das schönste, was es in diesem Universum gibt.“ Eine Träne drang aus Herrn Lorenz‘ Auge und verpuffte. „Doch Leben ist empfindlich, du musst es schützen. Und es wird dir Krankheiten bringen. Pass gut darauf auf, sonst werden wir alle in Vergessenheit geraten.“

Herr Lorenz klatschte in die Hände. Es war an der Zeit. Die neun Planeten mussten ihre Plätze einnehmen, sonst könne das Leben auf der Erde nicht gedeihen. So begann die größte aller Prüfungen, die Herr Lorenz je antreten musste. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass seine Schüler diese Aufgabe meistern werden.

Und auf der Erde begann es zu regnen.

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